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14.12.17 «Selbstgesteuertes Lernen» oder «Homo creatus – homo creator»

Der Bibelwissenschaftler und skeptische Pädagoge Prof. DDr. Oskar Dangl der Kirchlich Pädagogischen Hochschule (KPH) und Universität Wien gab den Zuhörerinnen und Zuhören an der Pädagogischen Hochschule Thurgau, einen Einblick in einen ausgewählten Diskurs des italienischen Renaissance Humanismus (12. bis 15. Jh.). Dabei ging es um die Frage: Inwieweit gestaltet sich der Mensch selbst?

Es lohnt sich, bei Themen, deren Diskussionstemperatur schnell den Siedepunkt erreichen, nach ihren Wurzeln zu fragen. Die öffentlich ausgetragenen Diskussionen um «selbstgesteuertes» oder «selbstreguliertes» Lernen veranlassten den Fachbereich «Bildungs- und Sozialwissenschaften» dem Thema auf den Grund zu gehen. Die Heftigkeit der Argumente ist ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um kurzfristige pädagogisch/didaktische Ansätze, Kniffs und Tricks handelt.

Aus  philosophisch/theologischer Sicht stellt sich letztlich die Frage: Inwieweit kann sich der Mensch selbst gestalten? In den vergangenen Jahrzehnten lasen wir vom «unternehmerischen Selbst» und «Ich-AG» usw. bis hin zum Phänomen der Selbstzurichtung durch psychoaktive Neurostimulanzien zur Leistungssteigerung. All das zielt auf ebendiese Frage. Anhand von vier Werken aus der Zeit 12. bis 15. Jahrhundert erläuterte Oskar Dangl die Problematik sowie die leitenden Argumente und deren Begründungen. Den Ausgangspunkt leistete die Schrift von Papst Innozenz III (Lothar von Segni): «De miseria humanae conditionis“ («Über den elenden Zustand des Menschen») von 1194/95. Eine Antwort auf Innozenz’ wenig schmeichelhafte Schrift verfasste Francesco Petrarca in den Jahren von 1354 bis 1367 unter dem Titel «De remediis utriusque fortunae» (eine deutsche Übersetzung aus 1532 «Von der Artzney bayder Glück». Sein wesentliches Argument, das bei späteren Autoren die Würde des Menschen begründet, behandelt die Freiheit. Eine wuchtige Widerlegung der «miseria-Literatur» findet sich bei Giannozzo Manetti: «De dignitate et excellentia hominis» («Über die Würde und Erhabenheit des Menschen») von 1452. Der bedeutendste Text hinsichtlich Menschenwürde bildete «de hominis dignitate» von 1486 des Giovanni Pico della Mirandola. Die Würde des Menschen ergibt sich aus der Freiheit zur Selbstgestaltung.
Die Argumentationsschritte führte Oskar Dangl vom «homo miserabilis» zum «homo creator», von der Freiheit (Petrarca) über die Weltgestaltung (Manetti) zu Selbstgestaltung (della Mirandola).

Text und Bild: Damian Miller , Dozent Pädagogik und Psychologie

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