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19.06.19 Eine Lobby für kleine Kinder

Teilnehmende der Podiumsdiskussion des Fördervereins der PHTG: Herbert Knutti, Prof. Dr. Sonja Perren und Christa Thorner

Am diesjährigen Sommeranlass des Fördervereins der Pädagogischen Hochschule (PHTG) wurde die Frage debattiert, ob kleine Kinder im Kanton Thurgau eine Lobby brauchen. Nach einem Grundlagenreferat von Prof. Dr. Sonja Perren, Brückenprofessorin der PHTG und der Universität Konstanz, wurde auf einem Podium der Puls der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zum Thema Frühe Kindheit aufgenommen.

Der Präsident des Fördervereins, Kantonsrat Walter Hugentobler, führte ins Thema des Anlasses ein, indem er auf die starke Lobby für ältere Menschen verwies und daraus folgerte, dass die Frage des Anlasses «Brauchen kleine Kinder eine Lobby?» eine rhetorische sei. «Zum Wie und Wer sind allerdings viele Fragen offen.» Diese Fragen wurden am Sommeranlass des Fördervereins in einer Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Sonja Perren, Brückenprofessorin der PHTG und der Universität Konstanz, Christa Thorner, ehemalige Stadträtin Frauenfeld, und Herbert Knutti, Fachexperte frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung, debattiert. Das Podium wurde moderiert von Mario Testa von der Thurgauer Zeitung.

Als Grundlage für die Podiumsdiskussion führte Prof. Dr. Sonja Perren ins Thema ein. Schon im Kleinkindalter werden die Weichen für die spätere Bildungslaufbahn eines Menschen gestellt. «Frühe Förderung unterstützt die Bildungs- und Entwicklungsprozesse von Kindern vor dem Kindergarteneintritt», erklärte Sonja Perren. Der Kanton Thurgau hat bereits ein breites Angebot früher Förderung. Gemäss dem Konzept Frühe Förderung des Kantons Thurgau reichen diese Angebote von der Mütter- und Väterberatung über Spielgruppen bis zur heilpädagogischen Früherziehung oder Kindesschutzmassnahmen.
Viele Angebote früher Förderung richten sich an die Eltern. Hier steht die Förderung der Erziehungskompetenz im Vordergrund. Neben klassischen Elternbildungs- und Beratungsangeboten haben sich bei sozial benachteiligten Familien Hausbesuchsprogramme als wirksam erwiesen. Die Bildungsangebote für die Kinder gibt es in Form von Spielgruppen (z.B. Sprachspielgruppen), Eltern-Kind-Kursen (z.B Fit in den Kindergarten) oder sogar einer Art Vorkindergarten (Integration vor 4). Auch bei diesen kindzentrierten Ansätzen werden und sollen die Eltern miteinbezogen werden. «Beim Aufbau oder der Weiterentwicklung von Angeboten muss immer kritisch hinterfragt werden, ob die angestrebten Ziele mit den vorhandenen Massnahmen auch erfüllt werden können», betonte Sonja Perren. Das Thema Intensität (wieviel frühe Förderung und Beratung ist notwendig?) und Qualität (welche Kompetenzen müssen die Fachpersonen haben?) stellen die bedeutsamsten Herausforderungen dar.

Vor diesem Hintergrund debattierten die drei Podiumsteilnehmenden die Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung der frühen Förderung in den Gemeinden. Es wurde herausgestrichen, dass sich staatliche Investitionen in die Frühe Förderung lohnen. «Mit jeder vermiedenen Fremdplatzierung spart man enorm Geld», waren sich die Expertinnen und Experten auf dem Podium aufgrund zahlreicher Studien einig. Doch in breiten Kreisen bestehe immer noch die Vorstellung, dass die Kindererziehung ausschliesslich eine private Angelegenheit sei. Gleichzeitig nehmen die Herausforderungen bei der Einschulung der Kinder sichtbar zu. «Heute gibt es bereits Kinderwagen mit einem Smartphone-Halter und kleine Kinder mit digitaler Demenz.» Die lebhafte Diskussion machte die grosse Bedeutung und die zentralen Bedingungen für eine gelingende frühe Förderung sichtbar: Das Angebot in einem Kanton muss vielfältig und bedarfsgerecht sein, vor allem aber auch zugänglich. Zugänglich bedeutet, dass die Angebote die Eltern und Kinder erreichen, was geografische und finanzielle Aspekte betrifft und dass die Information über die Angebote zu den betroffenen Eltern gelangen muss. «Kinderärzte beispielsweise erreichen mit ihren Informationen auch benachteiligte Elterngruppen.»

Die Veranstaltung machte deutlich, dass es für eine gelingende frühe Förderung politische Strategien braucht und ein gemeinsames Handeln von Kanton und Gemeinden in den Bereichen Bildung, Soziales und Gesundheit notwendig ist. Kinder brauchen folglich eine Lobby in allen Politikbereichen.

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