25.10.19 Studienreise an die University of Hawai’i
«Culture, Place & Education» – das waren die thematischen Eckpfeiler, welche sowohl den Lehrveranstaltungen am College als auch den zahlreichen Exkursionen und Schulpraktika in unterschiedlicher Art und Weise zugrunde lagen. Das verbindende Element dabei war BNE, eine Bildung für nachhaltige Entwicklung, die das Hauptanliegen des gemeinsamen Projekts mit der University of Hawai’i ist. Während der ersten Woche wurden Veranstaltungen am College of Education besucht, die dabei halfen die komplexe Geschichte Hawaiis zu verstehen.
Im Rahmen von Exkursionen zu einem reaktivierten Tarofeld und einem traditionellen Fischteich erfuhr die Gruppe, wie die hawaiianischen Inseln einst in der Lage waren, zu 100% autark zu leben. Ganz zentral war dabei die Erkenntnis, wie wichtig die Wasserläufe von den regnerischen Bergen bis runter zu den Küsten hierfür waren. Die Inseln waren deshalb früher in ökologische Zonen, die sogenannten Ahupua’a eingeteilt. Auf den verschiedenen Stationen von Waikiki bis hoch ins Manoa Valley wurde den Teilnehmerinnen dies anschaulich erklärt und aufgezeigt, welchen Rückschritt die hawaiianischen Inseln auf ihrem Weg in die Moderne in Sachen Nachhaltigkeit und Selbstversorgung eigentlich gemacht haben. Die Reaktivierung von «native Hawaiian knowledge» und die Entwicklung eines ausgeprägten «sense of place» sind darum auch Ziele, die sowohl in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung als auch in den Schulen eine immer grössere Rolle spielen.
Eindrücklich war auch der Perspektivenwechsel in Bezug auf den Klimawandel. Auf einem Spaziergang durch Waikiki mit einem Meeresgeologen erfuhren die Projektteilnehmerinnen, dass der Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel und den damit verbundenen Strandverlust auch hier bereits aktiv begonnen hat und es fiel allen schwer sich vorzustellen, dass es womöglich schon in weniger als 50 Jahren keinen Beach mehr geben wird. Im Waikiki Aquarium und auf Coconut Island, der Forschungsinsel der Uni, wurde anschliessend das Phänomen der Korallenbleiche sowie die Auswirkungen und Gründe des Planktonsterbens anschaulich erklärt. Bei einer Schnorchelexkursion konnte die Gruppe sogar einen Lokalaugenschein vornehmen. Bei Studierenden beider Hochschulen wurde hierbei die Erinnerung an das am Morteratsch-Gletscher Gehörte und Gesehene wach. Alle Teilnehmenden zeigten sich traurig beeindruckt innerhalb von so kurzer Zeit zwei so unterschiedliche, jedoch gleichermassen gravierende Folgen des Klimawandels hautnah erlebt zu haben. Dies schärfte das Bewusstsein für dessen Ausmasse massgeblich und verdeutlichte allen die Wichtigkeit, gemeinsam an der Gestaltung einer nachhaltigeren Zukunft zu arbeiten.
Mehrmals wurde auf dieser Reise betont, dass man zuerst etwas kennen und verstehen muss, um es auch tatsächlich wertzuschätzen und erhalten zu wollen. Das gilt für Schulkinder gleichermassen wie für Lehrpersonen, weshalb man durchaus hoffen darf, dass die vielen Unterrichts- und Projektideen, die während dieser Reise aufgekeimt sind, auch tatsächlich den Weg in die Klassenzimmer finden werden.
Der Anfang eines solchen Transfers wurde mit den Praxiseinsätzen an verschiedenen hawaiianischen Primarschulen in der letzten Aufenthaltswoche gemacht. Neben der wertvollen Gelegenheit einen Einblick in ein anderes Schulsystem zu bekommen, ging es dabei ganz konkret auch darum, gemeinsam geplante Unterrichtslektionen zu einem BNE Thema zu halten. Die Studentinnen wurden an den besuchten Schulen interessiert und äusserst herzlich willkommen geheissen und meisterten hochmotiviert und professionell die Herausforderung, einen komplexen Inhalt in einer Fremdsprache und einem unbekannten Kontext zu unterrichten.
Text: Gerit Jaritz, Dozentin Englisch und Beauftragte für Mobilität und Internationale Beziehungen