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27.11.19 Ringvorlesung «Zahlen begreifen»

In der 25. Ringvorlesung der Reihe «Forschung und Praxis in der Frühen Kindheit» drehte sich am 27. November 2019 alles um das Zählen und Rechnen mit den Fingern: Führt das Fingerzählen in eine Sackgasse oder ermöglicht es Kindern sogar, später bessere Rechnerinnen und Rechner zu werden? In zwei Vorträgen an der Pädagogischen Hochschule Thurgau erhielten die Zuhörerinnen und Zuhörer Einblicke in den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand zum Thema sowie in neue Möglichkeiten zur Förderung. Moderiert wurde die Ringvorlesung von Prof. Dr. Ursula Fischer, Juniorprofessorin für Entwicklung und Förderung in der frühen Kindheit.

Im ersten Vortrag beantwortete Prof. Dr. Korbinian Moeller, Professor für angewandte Lern- und Wissenspsychologie am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen, die Frage: «Warum benutzen wir zum Zählen und Rechnen unsere Finger?». Er schilderte den aktuellen Forschungsstand, gemäss Gehirnareale, die für die Fingermotorik zuständig sind, im Verlauf der Menschheitsgeschichte für die Verarbeitung von Zahlen «recycelt» worden seien. Daher besteht eine enge Verknüpfung zwischen Fingern und Zahlen, die auch darin sichtbar wird, dass fast alle Kinder in der frühen Kindheit ihre Finger zum Zählen nutzen. Abschliessend argumentierte er, dass die Ergebnisse der psychologischen Forschung – entgegen der weit verbreiteten kritischen Einstellung zum Fingerzählen – dafür sprächen, dass die Fingernutzung in der frühen mathematischen Förderung einen positiven Effekt auf die Entwicklung mathematischer Kompetenzen habe.

Anschliessend befasste sich M.Sc. Roberta Barrocas, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Wissensmedien in der Arbeitsgruppe von Korbinian Moeller, im zweiten Vortrag mit dem Thema «Wie wir unsere Finger zum Zählen- und Rechnenlernen nutzen können». Sie gab einen detaillierten Überblick über die kindliche Entwicklung mathematischer Kompetenzen und erläuterte, welche Rolle die Finger dabei spielen. So können basale numerische Konzepte wie die korrekte Reihenfolge der Zahlwörter mit den Fingern körperlich verankert werden. Am Ende ihres Vortrags stellte sie ein app-basiertes Training vor, bei dem Kinder dem Alien Finn helfen, Sterne für sein Raumschiff zu sammeln. Im Training wird mit den Kindern in verschiedenen Schwierigkeitsstufen geübt, die korrekte Anzahl Finger auf das Display eines Tablets zu legen.

Im Anschluss an die Vorträge wurde darüber diskutiert, wie körperliche Erfahrungen und motorische Kompetenzen die kognitive Entwicklung beeinflussen können. Zudem konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer die App zum fingerbasierten Training selbst ausprobieren und mit den Vortragenden ins Gespräch kommen.

Text: Prof. Dr. Ursula Fischer, Juniorprofessorin für Entwicklung und Förderung in der frühen Kindheit an der Universität Konstanz und Dozentin im Masterstudiengang Frühe Kindheit an der Pädagogischen Hochschule Thurgau

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