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29.11.23 – Ringvorlesung der Reihe «Forschung und Praxis in der frühen Kindheit»

Psychische Erkrankungen wie die postpartale Depression und Angststörungen, die nach der Geburt eines Kindes auftreten können und spürbare Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Interaktion haben, stellen ernsthafte Herausforderungen für Familien dar und erfordern mehr Aufmerksamkeit in unserer Gesellschaft. 

In ihrem Vortrag mit dem Titel «Mutter-Kind-Beziehung im Kontext postpartaler Depression und Angststörungen: Interaktion und körperorientierte Interventionen» illustriert Prof. Corinna Reck eindrucksvoll die Auswirkungen auf die Eltern-Kind Interkation und präsentiert wirkungsvolle Therapieansätze. Die Ringvorlesung wurde moderiert von Dr. Monique Maute, Dozentin im Masterstudiengang Frühe Kindheit der Pädagogischen Hochschule Thurgau und Universität Konstanz. 

Prof. Dr. Corinna Reck ist seit September 2013 Professorin an der LMU in München und leitet die Lehr- und Forschungseinheit Klinische Psychologie des Kindes- und Jugendalters und Beratungspsychologie. 

Depressionen und Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, während der Peri- und Postpartalphase, mit einer Prävalenzrate zwischen 6,1% und 20%. Trotz ihrer Verbreitung erhalten die Väter noch vergleichsweise wenig Beachtung, obwohl auch sie mit einer Rate von 8-10% betroffen sind. Etwa die Hälfte aller postpartal diagnostizierten Mütter mit Depressionen und oder Angststörungen sind schon in der Schwangerschaft davon betroffen. Risikofaktoren, die ein erhöhte Wahrscheinlichkeit des Auftretens darstellen, sind beispielsweise vorangegangene depressive Episoden oder Angststörungen, kritische Lebensereignisse, Erfahrungen von Missbrauch, mangelnde soziale Unterstützung, Partnerschaftsprobleme oder negative Geburtserfahrungen. 

Sowohl die Angststörung als auch die Depression können erhebliche negative Auswirkungen auf die Mutter, den Vater und das Kind haben. Die resultierenden Konsequenzen manifestieren sich oft in dysfunktionalen Interaktionsmustern, Beziehungs- und Bindungsstörungen. Daher sind eine frühzeitige Erkennung sowie angemessene Unterstützung von entscheidender Bedeutung. 

In experimentellen Untersuchungen mit dem „Still Face Paradigma“ wurde deutlich, dass Säuglinge, deren Mütter sich zurückziehen oder intrusives Verhalten zeigen, signifikant auffälliger reagieren als Säuglinge von gesunden Müttern. Diese Auffälligkeiten äußern sich beispielsweise in geringerer Vokalisierung, Vermeidung von Blickkontakt, weniger Bemühungen, die Mutter zu aktivieren, vermehrt selbstberuhigendem Verhalten und einer tendenziell passiveren Reaktion im Sinne der erlernten Hilflosigkeit. Unbehandelt können Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter fortbestehen und mit einer geringeren Stressregulationskompetenz einhergehen. 

Um diesen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen und die Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Interaktion zu minimieren, bietet ein integrativer Therapieansatz einen vielversprechenden Weg. Die Mutter-Kind-zentrierte Psychotherapie eröffnet gute Möglichkeiten diesen Eltern zu helfen. Durch den Einsatz von videogestütztem Feedback, psychodynamischen Ansätzen sowie körperorientierten und kognitiven-verhaltenstherapeutischen Elementen, können postpartale psychische Erkrankungen gut behandelt werden. Die mütterliche Sensitivität, das Interaktionsverhalten und die Bindungsbeziehung werden gezielt dadurch verbessert. Gleichzeit ermöglicht die Therapie den Müttern, ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu erleben.  

Insgesamt stiess der Vortrag auf grosses Interesse, insbesondere bei Fachpersonen aus dem Bereich der Frühen Hilfen, der Väter- und Mütterberatung sowie bei Fachkräften der Frühen Kindheit. Wir danken herzlich Frau Prof. Corinna Reck für diesen informativen Vortrag. 

 

 

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