Medienpädagogische Praxisforschung

Ausgangslage

Die Medienentwicklung schreitet rasant voran und macht vor pädagogischen Handlungsfeldern nicht Halt. Folglich ist medienpädagogische Praxis mit dem Ziel einer kritischen Aneignung, emanzipativen Nutzung von und aktiv-kreativen Gestaltung mit Phänomenen der Digitalisierung und Mediatisierung einem Wandel unterworfen. Wird medienpädagogische Praxis zum Gegenstand von Forschung, so sind insbesondere Ansätze und Designs gefragt, die geeignet sind, um neue, innovative Settings kontextsensibel zu explorieren, Voraussetzungen, Haltungen, Bedürfnisse und Handlungsmotivationen der Subjekte zu erfassen und etwaige Problemfelder aufzudecken. In einem derart dynamischen Praxisfeld ist der kontinuierliche Bedarf an Erkenntnissen zur professionellen Optimierung der Praxis besonders hoch. Zudem kommt dem Erfahrungswissen der Praktiker*innen eine grosse Bedeutung zu, da sie jeweils über die aktuellen technischen, gestalterischen und medienpädagogischen Fähigkeiten verfügen, um medienpädagogische Bildungsangebote überhaupt ausrichten zu können. Vor diesem Hintergrund ist der Ansatz einer (medienpädagogischen) Praxisforschung als «in professionelles pädagogisches Handeln eingelassene forschende Erkundung» (Prengel 2013, S. 785) prädestiniert, um die Perspektiven von Forschenden und Praktiker*innen – im Modus von Beobachtung und Selbstbeobachtung (vgl. Niesyto 2014) – mit dem Ziel zusammenzuführen, Angebote und Lernsettings weiterzuentwickeln und gleichzeitig medienpädagogische Theoriebildung voranzubringen. Praxisforschung basiert auf den Prinzipien der Transdisziplinarität, nach welchen wissenschaftliches Wissen und Praxiswissen aufeinander bezogen werden. Der Praxisforschungsansatz ist anschlussfähig an das Anliegen, Pädagogikstudierende als reflexiv handelnde Praktiker*innen auszubilden, die sich in ihrem professionellen Kontext beobachten und selbst aufgeworfene Fragestellungen (vgl. Altrichter 2013, S. 805) theoriegeleitet und systematisch verfolgen können. Ein weiteres, bildungsadministratives Argument für eine Stärkung der medienpädagogischen Praxisforschung ist in der Anschlussfähigkeit an föderale Strukturen im Bildungswesen zu sehen. Der Fokus auf der Genese von fallbezogenem bzw. lokalem Wissen entspricht der Realität der Volksschule in der Schweiz, die sich durch eine hohe kantonale und kommunale Autonomie auszeichnet und fallspezifische Lösungen bedarf.

Medienpädagogische Praxisforschung

Ziele und Fragestellungen

Mittelfristiges Ziel von MeDiS ist die Stärkung medienpädagogischer Praxisforschung im Umfeld von Forschung und Lehre an der PHTG. (Medienpädagogische) Praxisforschung ist bislang in der Breite nicht etabliert (vgl. Petko 2011, vgl. Niesyto 2014), in bestimmten Kontexten wird sie nicht erstgenommen und marginalisiert, was zur Folge hat, dass Finanzierungen für Praxisforschungsprojekte bei öffentlichen Drittmittelgebern zur Herausforderung werden. Eine stärkere Institutionalisierung des Ansatzes in Gestalt einer öffentlichkeitswirksamen Vernetzung prominenter Akteur*innen, die laufende Good Practice Projekte vorstellen, könnte diesem Umstand entgegenwirken. Gleichzeitig müssten Forschungsfelder und -Gegenstände profiliert, das Spektrum an Methoden, Erhebungs- und Auswertungsinstrumenten erweitert und die Gütekriterien stärker an den Gegenstand angepasst werden. Derzeit wird ein Netzwerk interessierter Forschender gebildet, das sich unter anderem folgenden Fragestellungen widmet:
 

  • Welche Gegenstandsbereiche umfasst medienpädagogische Praxisforschung? Inwieweit sind auch Fragestellungen und Phänomene der informatischen Bildung enthalten (z.B. im Kontext von Making-Ansätzen)?
  • Wie kann sichergestellt werden, dass nützliches und verwertbares Handlungswissen für die Praxis und gleichzeitig Impulse für die Theoriebildung entstehen? 
  • Wie können gegenseitige Vorbehalte zwischen den Akteur*innen ausgeräumt werden («Praktiker haben keine Ahnung von Wissenschaft», «Wissenschaftler haben keine Ahnung von der Praxis»).
  • Wie können Praktiker*innen für die partizipative Mitwirkung in Praxisforschungsprojekten gewonnen werden? Was wäre ihr Benefit? (vgl. Grell 2013, S. 888)
  • Welche Qualitäts- bzw. Gütekriterien sind an eine medienpädagogische Praxisforschung anzulegen? Inwieweit sind diese Kriterien auch gegenstandsadäquat bzw. inwieweit werden sie der Spezifik der Gegenstände gerecht?
  • Inwieweit sind partizipative Ansätze beispielsweise im Kontext von Schule realistisch? Wie könnten mitwirkende Praktiker*innen ggf. entlastet werden?  
  • Woran bemisst sich eine erfolgreiche Praxisaktivität? Wer legt die Kriterien vor welchem Hintergrund fest? Inwieweit lässt sich im Kontext von Praxisforschung Wirksamkeit entwickeln? In welchen Kontexten / innerhalb welcher Fragestellungen macht dies überhaupt Sinn? 
  • Wie wäre eine Didaktik der Praxisforschung zu konzipieren, ohne die Studierenden zu überfordern und gleichzeitig die Brücke zwischen Theorie und Praxis zu schliessen?
  • Wie können digitale Tools, ePortfolios, learning analytics gezielt in Datenerhebung und -auswertung einbezogen werden?

Quicklinks

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E-Mail pfw.sekretariat(at)phtg.ch